Heute führt es uns nach Südkorea, wo Fritzi ein Auslandssemester in Seoul gemacht hat und gleichzeitig die Zeit dort nutzte, um viele weitere schöne Ecken des Landes zu erkundigen!
1. Was hast du in Seoul, Südkorea, gemacht?
Im Wintersemester 2015/2016 war ich in meinem Auslandssemester an der Korea University Business School in Seoul, Südkorea. An der Uni habe ich Business Administration studiert und meine Wahlfächer meiner Uni in Deutschland absolviert. Im Allgemeinen kann ich sagen, dass ich in dieser Zeit einige der besten Erfahrungen meines Lebens gemacht habe.
"Tempel im Fels" in Busan, direkt am Meer und sehr schön zum Anschauen
2. Inwiefern unterscheidet sich das Studieren in Seoul, Südkorea, im Vergleich zum Studieren in Deutschland?
Das Studium in Seoul war im Vergleich zu dem in Deutschland ziemlich anders. An der Universität Regensburg, an der ich mein Studium in Deutschland mache, sind die Vorlesungssäle mit Studenten vollgepackt, gerne auch mit über 500, die Übungen sind von anderen Studenten gehalten, es gibt keine Anwesenheitspflicht und schon gar keine Hausaufgaben. Man muss theoretisch nur am Ende des Semesters zur Prüfung erscheinen. An der Korea University dagegen sind die Vorlesungen sehr klein gehalten, ca. 60 Studenten maximal. Daher hat man ein engeres Verhältnis zu den Professoren, die einen auch mit Namen kennen. Die Professoren sind sehr bemüht den Studenten weiterzuhelfen, beantworten nach der Vorlesung detailliert Fragen und helfen auch mit Problemen außerhalb der Universität weiter. In den einzelnen Fächern wird sehr viel Wert auf Gruppenarbeiten und Präsentationen gelegt. Das heißt, in jedem Fach muss man mindestens 1 Präsentation halten, 1 Essay schreiben und hat meistens 2 Prüfungen im Semester, das Midterm zur Hälfte des Semesters und das Final am Ende. Für mich war dies eine viel angenehmere Art zu studieren, obwohl es teilweise sehr verschult klingt. Es gibt auch Anwesenheitspflicht und wer mehr als 3 Mal unentschuldigt fehlt, besteht das Fach nicht. Als Entschuldigung werden bei koreanischen Studenten nur ärztliche Atteste, Militärübungen, Vorstellungsgespräche oder familiäre Notfälle. Bei Austauschstudenten sind sie da flexibler. Aber zu häufiges Fehlen wirkt sich auch bei Austauschstudenten in schlechteren Noten oder eben dem Durchfallen aus.
Die Prüfungen wiederum sind ähnlich zu denen in Deutschland, abgesehen davon, dass sie wegen den ganzen anderen Leistungen, die man während dem Semester ablegen muss, nicht ganz so viel zählen und der Umfang nicht so groß ist, da der Stoff auf midterm und final aufgeteilt wird. Also wenn man in Prüfungen tendenziell schlechter abschneidet, kann man das ganz gut mit Präsentationen und Essays ausgleichen. Wir ausländischen Studenten wurden immer recht fair bewertet. Es war nicht sehr einfach richtig gute Noten zu schreiben, aber man konnte eigentlich auch nicht durchfallen, wenn man sich einigermaßen angestrengt hat.
Der Arbeitsaufwand an der Universität ist um einiges höher, vor allem mit den ganzen Gruppenprojekten, die alle ca. zur selben Zeit abgegeben werden müssen, aber die Arbeitsatmosphäre ist angenehmer und vor allem konzentriert sich nicht alles auf die eine Prüfung am Ende, die man bestehen muss, also eine Stressphase, sondern man hat das ganze Semester hindurch was zu tun und ist nicht so extrem gestresst und unter Druck. Ich habe dadurch auch um einiges mehr gelernt als in Deutschland. Mir ist zumindest sehr viel mehr von den Fächern in Seoul hängen geblieben, als von den Fächern zu Hause…
3. Wie hast du in Seoul gelebt?
Ich habe in einer Art privatem Wohnheim gelebt, in dem nur Austauschstudenten waren, dem „Crimson Haus“. Jeder hatte sein eigenes Zimmer, nur das Bad wurde mit allen vom Stockwerk geteilt. Leider hatten wir keine Küche, aber das Kochen in Südkorea ist nicht sehr billig, Essen gehen dafür schon, deswegen lohnt es sich fast nicht selbst zu kochen. Inzwischen wurde aber ein/e Wohnzimmer/Küche eingebaut soweit ich weiß.
Ich habe vom Crimson in den Erfahrungsberichten der Leute erfahren, die vor mir an der KU waren. Mein Zimmer hat ca. 400€ gekostet und war knapp 8 m2 groß. Das hört sich erst mal sehr klein an, aber da man eh nie in seinem Zimmer ist, reicht das doch vollkommen aus. Und ich hatte einen Kühlschrank, was gerade wegen Frühstücken ziemlich praktisch war! Das Crimson kann ich nur weiterempfehlen. Die Atmosphäre war sehr familiär und die besten Freunde, die ich während meinem Auslandssemester gefunden habe, sind alle aus diesem Haus. Es war eine wundervolle Zeit und alle waren ziemlich traurig, als das Semester vorbei war. Ein ähnliches Haus war das Coco. Die Leute von dort hatten eine genauso gute Gemeinschaft, jedoch war es etwas kleiner.
Eine richtige Website, auf der man sucht, gibt es soweit ich weiß nicht. Die Universität hat auch Studentenwohnheime, von denen ich aber abraten würde. Die sind weiter weg, als die privaten, nicht sehr viel billiger und haben sehr sehr strikte Regeln. Die Leute, die ich von dort kennengelernt habe, hatten mehr Probleme Freunde zu finden und hatten teilweise nicht ihr eigenes Zimmer, sondern mussten es mit mindestens einer Person teilen. Was die beste Zeit zum Suchen betrifft, wird man von der Universität eins a informiert. Ich hatte einen recht genauen Zeitplan und Empfehlungen bekommen, was ich wann machen muss, wann welche Deadlines sind und wie und wo alles einzureichen ist. Da muss man sich wenig Sorgen machen. Es ist alles ziemlich gut durchorganisiert.
Traditionelles Haus, da drin haben wir geschlafen
4. Wie sind die Preise und durchschnittlichen Kosten pro Monat?
Da man sehr viel unternimmt, selten zu Hause kocht und viel mehr unterwegs ist, sind die Kosten höher als in Deutschland. Essen gehen ist zwar sehr viel billiger, stilles Wasser ist überall umsonst, aber es summiert sich trotzdem auf. Kochen zu Hause ist in Deutschland dann doch günstiger. Ein Abendessen in der Studentengegend, in der ich gewohnt habe, kostet ca. 3-5€. Aber wir sind so oft noch in eine Bar gegangen, haben viel erkundet und so dann trotzdem einiges ausgegeben. Es gibt auch keine Monatskarten oder Studententickets in der U-Bahn, man benutzt eine Art Kreditkarte, die bei jedem Ein- und Ausstieg gescannt wird und von der die Fahrtkosten abgebucht werden. Pro Fahrt zahlt man je nach zurückgelegter Strecke und es beginnt bei 1€. Ansonsten, was Handytarife und weitere Sachen angeht, sind die Kosten mit Deutschland vergleichbar. Da gibt es keine großen Unterschiede. Um zusammenzufassen, die höheren Kosten sind für mich durch die Miete, das Reisen und das Essen gehen entstanden, da ich zu Hause normalerweise immer selbst koche.
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5. Wie gut kann man innerhalb Südkorea und in der Umgebung herumreisen?
Das Reisen innerhalb und außerhalb Südkoreas ist mit Deutschland zu vergleichen. Es gibt „Fernbusse“, wobei Korea sehr viel kleiner ist, als Deutschland und so die Fahrten kürzer sind. Aber die Preise sind ähnlich. Auch mit den Zügen ist es mit Deutschland vergleichbar. Mein bester Ausflug ging nach Busan, ganz im Süden von Südkorea. Eine kleine Küstenstadt mit Strand und einer sehr entspannten Atmosphäre. Man kann ganz einfach mit dem Zug hinfahren, der ziemlich schnell und recht günstig ist. Es gibt dort zum Beispiel das „bunte Dorf“, dass vor Jahrzehnten von Flüchtlingen aus Nordkorea aufgebaut wurde. An jeder Hauswand und in jeder Ecke sind kleine Kunstwerke und Streetarts zu betrachten. Ich habe ein paar Stunden gebraucht, bis ich mit satt gesehenhatte.
Mein zweitbester Ausflug ging nach Jeonju, eine kleine Stadt nicht weit von Seoul, mit dem Bus etwa 2 Stunden. Das Stadtviertel, in dem wir für das Wochenende gewohnt hatten, bestand nur aus den traditionell koreanischen Häusern und war wunderschön. Wir haben in einem von diesen Häusern geschlafen, was definitiv die Erfahrung wert war. Man schläft auf dünnen Matten nebeneinander auf dem Boden. Überall ist Fußbodenheizung also wird es auch nicht kalt. Und es ist sehr viel bequemer als es sich anhört. Und durch die Stadt zu spazieren, die kleinen Häuser anzuschauen und sich immer wieder an den kleinen Restaurants an den Straßenseiten Essen zu holen, das hätte ich tagelang machen können.
6. Hast du das Gefühl die Kultur des Landes kennengelernt zu haben?
Jeder Austauschstudent bekommt einen „Buddy“ zugewiesen, der für einen selbst und 2-3 andere Studenten verantwortlich ist. Ich habe mich mit meinem Buddy super gut verstanden, bei jeder Frage, die ich hatte, hat sie mir weitergeholfen, ich war oft mit ihr zusammen Essen und wir haben die Unterschiede zwischen unseren Kulturen diskutiert. Von ihr habe ich sehr viel gelernt. Die Buddies haben auch Trips und Veranstaltungen für uns geplant, an denen man teilnehmen konnte, ca. alle 2-3 Wochen und bei denen man die Kultur und die Gegend rund um Seoul richtig kennen lernen konnte. Ein Trip war eine Wattwanderung an der Westküste, ein anderer eine Übernachtung in einem alten Tempel, während der wir das Leben der Mönche kennen lernen konnte.
Auch durch die ganzen Gruppenarbeiten in den verschiedenen Fächern in der Uni habe ich einige Koreaner kennengelernt und mit ihnen dann auch außerhalb der Uni was unternommen. Meistens sind wir Mittag- oder Abendessen gegangen.
Streetart, koreanische Frau in traditioneller Kleidung7. Was MUSS man in Seoul erlebt haben?
Das Wichtigste war zusammen Essen gehen, danach weiter in eine Bar ziehen und am Ende in einer Karaoke-Bar die Nacht ausklingen lassen. Dazu muss man wissen, dass Koreaner sehr gerne zusammen Essen gehen. Das wird nicht nur an besonderen Tagen gemacht, sondern eigentlich fast immer. Man muss wissen, Essen ist für Koreaner etwas Gemeinschaftliches, vor allem die Abendessen sind sehr gesellig. Kaum ein Koreaner/ eine Koreanerin würde alleine in ein Restaurant essen gehen. Auf den Tischen gibt es viele kleine Teller, mit lauter verschiedenen Beilagen und jeder greift einfach nur zu. Fast alles wird geteilt. Dazu gibt es die ein oder andere Flasche Soju, ein koreanischer Reiswein/Reisschnaps. In der Bar, in die man nach dem Abendessen immer geht, werden immer Trinkspiele gespielt und die Koreaner kennen hunderte und spielen mindestens 5 an einem Abend. Und Trinkspiele mit Koreanern sind ein Erlebnis, dass keiner verpassen sollte. Schließlich in der Karaoke-Bar angekommen, wird weiter getrunken und in einer immensen Lautstärke K-Pop, die Lieblingsmusik der Koreaner, gesungen. Ich hätte niemals gedacht, dass diese zierlichen Personen eine dermaßen laute Stimme haben können, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Beim Singen kommt jeder mal dran und es spielt überhaupt keine Rolle, ob man singen kann oder nicht. Hauptsache der Soju ist da und man hat Spaß. Diese Abende in Seoul werde ich sicherlich nie vergessen!
8. Woran musstest du dich zunächst gewöhnen?
Da ich, was Essen angeht eine sehr wählerische Person bin, dachte ich, dass es mir schwerfallen würde, mich an das Essen in Seoul zu gewöhnen, aber das war überhaupt kein Problem. Ich habe eher permanent zu viel gegessen, weil alles unglaublich lecker schmeckt. Das einzige, mit dem ich zu kämpfen hatte, war, dass einige koreanische Gerichte relativ scharf sind. Aber auch daran gewöhnt man sich oder meidet diese Gericht einfach.
Sehr gewöhnen musste ich mich allerdings an die Höflichkeit und Zurückhaltung der Koreaner. Sie sind sehr lieb und nett, aber was Ausländer angeht sehr schüchtern. Es will eigentlich keiner richtig Englisch sprechen, da sie Angst haben sich zu blamieren, wenn sie kein perfektes Englisch sprechen oder zumindest glauben, ein schlechteres Englisch zu sprechen, als man selbst. Da dann noch überall koreanische Zeichen und kein Alphabet ist, war es noch schwieriger sich zurechtzufinden. Aber sobald man die Zeichen lesen kann und ein paar grundlegende Wörter lernt, was sehr viel schneller und leichter geht als gedacht, wird alles einfacher. Und irgendwie helfen wollen die Koreaner immer.
Da ich aus Regensburg, also einer kleinen Stadt komme, hat es ein wenig Zeit gekostet, mich an die Größe und Vielfältigkeit von Seoul zu gewöhnen. Mit 10 Millionen Einwohnern ist das doch eine ganz andere Dimension. Aber da das U-Bahn-System in Seoul zu den Besten der Welt gehört, hat sich das auch schnell wieder gelegt.
Da Südkorea technisch etwas weiter entwickelt ist wie Deutschland, musste ich mich auch nicht wirklich an andere Lebensumstände gewöhnen oder ähnliches.
9. Gibt es eine Sache, die du an Deutschland besonders vermisst hast?
Ich bin ein großer Käseliebhaber und daher hat mir richtig guter Käse und ab und an leckere Pasta am meisten gefehlt. Das Essen in Seoul war unglaublich lecker und ich vermisse es, seit ich wieder in Deutschland bin, aber Käse war definitiv das, was mir in Seoul am meisten gefehlt hat. Denn selbst wenn man Käse in Seoul findet, ist er sehr überteuert und schmeckt meistens nicht halb so gut wie der, den man aus Deutschland gewöhnt ist.
Blick über das traditionelle Viertel in Jeonju
10. Fernab vom touristischen Angebot: Hast du einen richtigen Insidertipp für uns?
Wie erwähnt, durfte ich mit meiner Buddygruppe in einem Tempel schlafen und einen Tag das Leben eines Mönches begleiten und „nachmachen“. Das ist etwas, auf das man als Tourist nicht wirklich kommt und auch nicht sehr einfach zu organisieren ist. Welchen Tempel sucht man aus? Wo und wann genau ist ein guter Ort und eine gute Zeit? Und das Schwierigste ist, dass nicht alle Websites auf Englisch, sondern teilweise auf Koreanisch sind oder nur mit koreanischen Kreditkarten zu bezahlen sind.
Der Temple Besuch war unglaublich spannend. Es ist interessant zu sehen, wie die Mönche ihre Zeit verbringen und was sie alles tun. Ich hatte davor keine Vorstellung davon. Und durch das Meditieren, die Unterhaltungen, die wir mit den Mönchen führen durften und die Übungen die wir machen konnten, habe ich auch einiges über mich selbst gelernt. Und es war auch einfach schön, für eine Zeit lang aus der Hektik und dem Stress der Stadt herauszukommen. Eine Erfahrung, die ich nur jedem empfehlen kann, der einmal nach Südkorea kommt.
Fritzi S. (23) studierte BWL an der Universität in Regensburg
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