In den nächsten Wochen nehmen wir euch mit auf eine Reise um die Welt. Studenten, Reiseblogger und Schreiblustige erzählen von ihren Erfahrungen im Auslandssemester oder Auslandspraktikum. Erfahrungen aus Spanien, Thailand, Australien und anderen tollen Orten, wo man Lust darauf bekommt, den Koffer zu packen und einfach selbst die verschiedensten Kulturen zu entdecken!
Wir starten in Europe, genauer sagt in Spainiens Metropole Barcelona und danken Luise für das tolle Interview!
1. Luise, was genau hast du in Barcelona gemacht?
Ich habe in Barcelona ein Praktikum im Tourismus absolviert. Für insgesamt 6 Monate war ich in einem MICE ( Meetings Incentives Conventions Events ) -Unternehmen angestellt, bei dem es hauptsächlich um Eventmanagement und Incentive Travel geht.
2. Wie hat dir das Praktikum fallen?
Das Praktikum hat mir im Ganzen gut fallen. Es gab sehr viele positive Aspekte und auch ein paar negative. Meine Aufgabe lagen hauptsächlich darin, die Datenbank zu aktualisieren. Dazu musste ich mich mit Hotels, Restaurants und anderen Anbietern von zum Beispiel Aktivitäten oder Transportunternehmen in Verbindung setzen und Daten abfragen. Diese habe ich dann im eigenen System gespeichert. Mithilfe all dieser Daten haben wir ein Programm für die Kunden erstellt und diese bekommen von uns sehr detaillierte Beschreibungen über jeden Programmpunkt. Ich musste diese Texte auf Englisch verfassen und die Programme zusammenstellen. Letzteres natürlich unter der Anleitung meiner Chefin. Was mich daran ein wenig gestört hat, dass es nach einiger Zeit sehr repetitiv wurde und ich habe 40 Stunden in der Woche fast ausschließlich im Büro gearbeitet.
3. Inwiefern unterscheidet sich das Arbeiten in Barcelona zum Arbeiten in Deutschland?
Ich kann nicht sehr viel zu den Unterschieden sagen, weil ich bisher nur als Aushilfe oder Praktikant in Deutschland gearbeitet habe. Generell habe ich festgestellt, dass der Arbeitsalltag schon sehr ähnlich aufgebaut ist.
Zu den Unterschieden: Ich habe später angefangen zu arbeiten (9.30 Uhr) als ich es aus Deutschland kenne und es ist üblich 1 Stunde Mittagspause zu haben, teilweise sogar länger. Meine Kollegen sind auch häufig zum Mittag mit Geschäftspartnern verabredet gewesen, da gerne auch geschäftliches beim Essen besprochen wird und nicht im Konferenzraum. Da ich in einem sehr kleinen Büro gearbeitet habe, gab es keine Kantine, was soweit ich weiß, aber in Spanien nicht so verbreitet ist. Stattdessen gab es eine kleine Küche mit Kühlschrank und Mikrowelle um sich etwas zu Essen zu machen, was auch sehr viel genutzt wurde. Ansonsten waren bei mir die Zeiten für Pausen nicht sehr streng geregelt.
Der Umgang mit den Kollegen war bei mir sehr freundlich und offen und alle haben sich mit Vornamen angesprochen, was generell in Spanien üblicher ist (auch wenn man sich nicht sofort duzt). Es wurde auch über private Themen gesprochen, aber wir haben nach der Arbeit nichts zusammen unternommen.
In der Mittagspause an den kilometerlangen Strand von Barcelona
4. Wie hast du in Barcelona gelebt?
Ich habe in einer WG gewohnt mit zwei anderen Mitbewohnern. Alles Andere kann man sich eigentlich auch nicht leisten als Student oder Praktikant. Ich hatte einfach sehr viel Glück (ich weiß, dass das nicht sehr hilfreich ist), da ich in das Zimmer einer Freundin einziehen konnte, die weggezogen ist. Ansonsten muss ich leider sagen, dass es nicht so einfach ist das Richtige in Barcelona zu finden. Es gibt unendlich viel an Angeboten, aber viele Zimmer sind auch wirklich klein und überteuert oder in sehr großen unpersönlichen WGs. Generell läuft die Wohnungssuche hier sehr viel unpersönlicher und man hat oft nur wenige Minuten, um die Wohnung zu sehen oder die Anderen kennenzulernen. Die Preise sind leider auch oft teurer. Mit etwas Glück kann man ein Zimmer für 300-350€ finden aber viele werden auch für 400-500€ angeboten, gerade wenn man zentrumsnah wohnen möchte. In Barcelona kommen und gehen jeden Tag viele Menschen, deshalb kann man quasi zu jeden Tag irgendwo einziehen, aber man muss oft sehr schnell sein. Man muss sich daher auch auf häufig wechselnde Mitbewohner einstellen, da viele in den WGs für einen begrenzten Zeitraum in Barcelona sind. Ich würde deshalb jedem raten, sich vorher zu informieren und schon Leute anzuschreiben und wenn möglich in eine WG mit Spaniern ziehen, auch wenn das nicht immer so einfach zu finden ist.
Als hilfreiche Website kann ich leider nicht viele nennen, sehr beliebt ist Idealista.com/de und ansonsten helfen Facebook-Gruppen von Barcelona Erasmus (es gibt viele verschiedene). Dort werden fast täglich neue Suchanfragen eingestellt.
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5. Wie sind die Preise und durchschnittlichen Kosten pro Monat?
Man gibt insgesamt schon ein bisschen mehr aus als in Deutschland. Ich kann schwer eine Zahl benennen, da das sehr davon abhängt, wie viel man bereit ist auszugeben.
Für die Miete sollte man auf jeden Fall mehr einplanen als in Deutschland und die Lebensmittel sind ein wenig teurer. Für mich wurde es allerdings auch teurer, weil es sehr üblich ist auswärts zu essen und man sich öfter in Bars und Straßencafés trifft, aber das liegt natürlich an einem selbst. Mir fiel es auf jeden Fall schwerer sparsam zu sein, da es an jeder Ecke Versuchungen gibt Geld auszugeben. Sowohl für Essen, zum Feiern aber auch zum Shoppen. Barcelona hat viel zu bieten, aber es hat auch seinen Preis. Zum Feiern gibt man hier häufig mehr aus und die Sehenswürdigkeiten sind sehr teuer und haben keine großen Studentenermäßigungen!
Was mir sehr gefallen hat, ist der günstige Nahverkehr. Es gibt ein Ticket für „junge Erwachsene“ bis 25 Jahre das kostet etwa 100 € für 3 Monate und man kann alles nutzen. Ansonsten bietet sich das T-10er Ticket an. Das kostet nur knapp 10 € und ist für 10 Fahrten einsetzbar, also kostet eine Fahrt, auch mit Umsteigen, immer nur 1 €. Man kann in Barcelona zwar auch gut zu Fuß gehen, aber die Wege sind nicht zu unterschätzen, oder man legt sich zu Beginn ein Fahrrad zu, nicht ganz ungefährlich, aber wahrscheinlich günstiger und man ist flexibler. Die Metro ist nämlich nicht selten im Streik…
6. Wie gut kann man innerhalb Barcelona und in der Umgebung herumreisen?
In Barcelona gibt es schon so viel zu sehen und zu entdecken, dass man zu Beginn gar nicht dazu kommt über die Stadtgrenze zu gucken. Der Nahverkehr ist sehr gut ausgebaut und auch wirklich bezahlbar. Es gibt Nahverkehrszüge und auch Busse, die ganz Katalonien erschließen und auch darüber hinaus. Der Flughafen ist stadtnah gelegen und hat viele Low-Cost-Airlines, die das spanische Festland und auch die Kanaren und Balearen fast täglich anfliegen.
Ich kann Girona empfehlen, eine sehr schöne Stadt nur etwa 1 Stunde von Barcelona entfernt und die zweitgrößte in Katalonien. Und die Costa Brava ist wunderschön, allerdings etwas weiter entfernt und nicht nur für einen Tagestrip geeignet. Es gibt dort wunderschöne Strände und auch Wander- und Fahrradrouten. Außerdem habe ich sehr viel Gutes über Valencia gehört, weshalb ich selbst noch unbedingt dorthin möchte (etwa 4 Stunden mit dem Zug). Sitges ist ein schöner kleiner Küstenort, nicht weit entfernt von Barcelona. Generell ist Spanien sehr sehenswert. Ich war selbst in Madrid, wo es mir sehr gut gefallen hat und Sevilla und Granada sollen beeindruckende Städte sein.
7. Hast du das Gefühl die Kultur des Landes kennengelernt zu haben?
Ich habe definitiv das Gefühl die Kultur kennengelernt zu haben, aber ich muss dazu sagen, dass ich ein ganzes Jahr in Barcelona verbracht habe. Ich war zunächst für ein Auslandssemester in Barcelona und habe sehr früh beschlossen, auch das Praktikum hier zu absolvieren, da ich das Gefühl hatte noch nicht „alles“ gesehen zu haben. Ich glaube, dass man besser die Kultur kennenlernt, wenn man länger an einem Ort ist.
Ich habe in meiner WG mit einem Katalanen zusammengewohnt, der mir schon einiges zu der Kultur, zu Festen oder Bräuchen erzählt hat. Das ist natürlich immer hilfreich und es ist wirklich leichter die Kultur kennenzulernen, wenn man mit Einheimischen zusammenlebt. Ansonsten sollte man neugierig sein, die Augen offen halten und auch einfach mal nachfragen, was hinter einem Feiertag oder einer Tradition steckt, die „einem spanisch vorkommt“.
Kataloniens Menschentürme: Die sogenannten "Castells"
8. Was MUSS man in Barcelona erlebt haben?
Diese Liste ist wirklich lang, aber ich beschränke mich auf einige wenige.
Die Sagrada Familia ist natürlich eine riesige Touristenattraktion, aber auch aus gutem Grund. Es ist eines der beeindrucktesten Gebäude, das ich bisher gesehen habe und es steckt sehr viel Genialität darin. (Tickets vorher online buchen) Gaudí hat auch noch einige weitere Gebäude in der Stadt entworfen, die sehr besonders sind und der Park Güell ist wirklich schön. (Eintritt bezahlen kann man sich aber sparen)
Einer meiner Lieblingsplätze sind die alten Bunkeranlagen im Viertel El Carmel, ein wenig außerhalb. Dort hat man einen atemberaubenden 360° Blick über die Stadt und die Atmosphäre ist toll. Es sind mittlerweile auch viele Besucher dort, aber es gibt viele Ecken, an denen man sich ein wenig abseits hinsetzen kann, um zum Beispiel den Sonnenuntergang zu genießen.
Nicht typisch aus Barcelona, ursprünglich baskisch, sind Pintxos. Das ist auch eine Art Tapas, die meistens auf einer Scheibe Weißbrot angerichtet und mit einem kleinen Holzstäbchen fixiert werden. Die Variationen sind unendlich: Mit Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten und Gemüse. Man sieht viele Restaurants, die Pintxos auf ihren Theken anbieten. Traditionell bekommt jeder Gast einen Teller und nimmt sich, worauf er Appetit hat. Wenn man satt ist, gibt man seinen Teller dem Kellner und dieser zählt die Holzstäbchen, die einen bestimmten Wert haben. In den touristischen Zonen werden sie allerdings häufig sehr teuer serviert. Ganz traditionell und bezahlbar ist es hingegen in der Carrer del Blai, in der unzählige Bars Pintxos anbieten. Hier ist immer etwas los! Eine wirklich tolle und andere Art zu essen.
Bunkeranlagen im Viertel El Carmel
9. Woran musstest du dich zunächst gewöhnen?
An das Klima habe ich mich sehr schnell gewöhnt. Es ist einfach besser! Es ist nicht zu heiß und es gibt auch mal Regen, aber man hat sehr viel Sonne.
Die Mentalität ist definitiv anders, aber für mich war es sehr angenehm, auch wenn die Spanier schon ein anderes Empfinden für Körperkontakt haben. Zur Begrüßung gibt es zwei Küsschen, auch wenn man sich noch nicht so gut kennt und generell ist der Umgang offener und es erschien mir auch freundlicher.
An das Essen musste ich mich auch nicht sehr gewöhnen, da ich die mediterrane Küche mag. Auf den Märkten sieht man dann schon mal etwas andere Kost, besonders was die Fisch und Meerestiere angeht. Aber ich denke, es ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Ich musste mich hauptsächlich daran gewöhnen, dass alles auch mal etwas länger dauern kann. Das spanische Klischee „morgen, morgen“ trifft schon häufiger zu, als ich es gewöhnt bin. Aber man übt sich in Geduld und Gelassenheit, am Ende kommt doch meistens alles irgendwie ins Lot. Aber natürlich gibt es auch Situationen, die einen sehr viel Kraft kosten, besonders was die Bürokratie betrifft.
10. Gibt es eine Sache, die du an Deutschland besonders vermisst hast?
Wirklich vermisst habe ich eigentlich nur eins und das waren mein Freund, meine Freunde und meine Familie. Natürlich tut das jeder, aber es gibt nichts Anderes, das mir wirklich gefehlt hat.
Die Kultur ist anders, aber sie ist der westlichen/europäischen/deutschen Kultur schon sehr ähnlich und man sucht wenige Dinge, die man aus Deutschland gewohnt ist. Ich muss eher sagen, dass mir einige Sachen sehr fehlen werden, wenn ich wieder in Deutschland bin, besonders was die Mentalität und Lebenseinstellung angeht.
11. Fernab vom touristischen Angebot: Hast du einen richtigen Insidertipp für uns?
Also das ist wirklich schwer, da Barcelona touristisch sehr erschlossen ist.
Ein genereller Tipp ist, sich die Stadt zu Fuß zu erschließen und nicht ausschließlich zu den Sehenswürdigkeiten zu gehen (zu mal sie alle sehenswert sind und die Sagrada Familia muss man einfach gesehen haben). In Barcelona gibt es sehr unterschiedliche Viertel, die alle ihren eigenen Charme haben, auch außerhalb der Altstadt. Einfach der Nase nach und dahingehen, wo es einem gefällt. So findet man oft die schönsten Plätze, Läden oder Bars, denn das Angebot ist riesig.
Mein Tipp: Geht nach Gracia, dort habe ich gewohnt und es hat wirklich seinen eigenen Reiz mit tollen Cafés auf den Plätzen und süßen Boutiquen. Nachts unbedingt mit ein paar Freunden auf den Placa del Sol setzen und die Stimmung bei einem Bier genießen. Er ist immer voll mit jungen Menschen, die zusammen auf dem Boden sitzen und Musik machen und einfach genießen. (Eigentlich ist öffentliches Alkoholtrinken in Spanien nicht erlaubt, aber dort geduldet und für Nachschub sorgen „fliegende Händler“)
Luise K. (22) Tourismusmanagement Studentin an der Hochschule Bremen
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