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An wohl keinem anderen Ort wird Individualität und die Möglichkeit zur freien charakterlichen Entfaltung so groß geschrieben wie an der Universität. Wer sich mit einem aufmerksamen Blick fürs Detail durch die Veranstaltungen bewegt, dem dürfte es nicht schwerfallen, bestimmte Stereotypen auszumachen, die man in regelmäßiger Häufigkeit antrifft. Spätestens nach den ersten zwei Semestern macht diese Beobachtung klar, dass sich bestimmt Studententypen, unabhängig vom Studiengang, in jedem Hörsaal wiederfinden lassen. Ihr kennt sie ganz bestimmt alle oder seid selbst Teil der Liste!

 

 

5 Männer mit ihren Strümpfen im Anzug

Typ 1: Der Socialiser
Der Socialiser ist auf einer Mission. Sein Ziel ist es, die Uni zum Ort zwischenmenschlicher Liebe und cooler Gespräche über sein Auslandssemester in Bolivien zu machen. Da sich der Socialiser selbst ziemlich toll findet und mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein ausgestattet ist, schreckt er vor keiner Konversation zurück. Dabei spielt es zunächst keine Rolle ob, sein Gegenüber (im Hörsaal eher Nebenmann) ebenfalls an einem Gespräch interessiert ist, der Socialiser wird die Initiative ergreifen und ihn ansprechen. Denn klar ist auch: Der Socialiser braucht Aufmerksamkeit und kann seinen Geltungsdrang nur schwer zurückhalten. Für ihn ist es komplett unverständlich, dass nicht alle Menschen charakterlich kompatibel sind. 

Typ 2: Der Abwesende
Eine Schattengestalt, die durch ihre Nichtexistenz in den Veranstaltungen glänzt und bis zum Zeitpunkt der Prüfungen eine gesichtslose, nicht fassbare Figur bleibt, um die sich unbestätigte Legenden ranken. Der ein oder andere behauptet sogar, mit dem Abwesenden schon mal in einer Bar gesessen zu haben, worauf meistens höhnisches Gelächter folgt. Übereinstimmenden Berichten zufolge soll die Erfolgsaussicht auf ein Aufeinandertreffen mit ihm in der allerersten Vorlesung des Semesters am höchsten sein, da dort oftmals das ominöse Moodle-Passwort verraten wird. Dieser Schlüssel ist das Elixier des Abwesenden: Sobald er im Besitz des Passworts ist und somit Online-Zugang zu sämtlichen Vorlesungsinhalten hat, erscheint der Weg zur Uni nur noch als vermeidbarer Aufwand. Der natürliche Feind des Abwesenden ist die Anwesenheitsliste, denn diese zerstört seine gesamten Pläne und zwingt ihn zur einer ungeliebten strategischen Änderung.  

Typ 3: Der/Die stetige Interaktion mit dem Professor Suchende
Dieser Studententyp ist gedanklich noch im Gymnasium und hat sich immer noch nicht ganz damit abgefunden, dass es an der Uni für mündliche Mitarbeit keine Noten gibt. Ist ein unaufhörliches Nach-Oben-Schnellen des Armes im Seminar schon eher mittelmäßig sympathisch, so setzt ein derartiges Verhalten in der Vorlesung dem Ganzen noch die Krone auf. Wenn die stetige Fragerei tatsächlich einen konstruktiven Beitrag leisten würde, könnte man über ein solches Sich-In-den-Vordergrund-Stellen noch hinwegsehen, aber überwiegend  sind diese Wortmeldungen in Vorlesungen wenig erhellend. Anstrengend sind auch die Post-Vorlesungsgespräche mit dem Dozenten: Eine kritische Nachfrage zu Folie 27, der Anspruch auf Informationen zur Klausur oder sonstige Nichtigkeiten, die als Anlass genutzt werden, um auf eine scheinbar persönlichere Ebene mit dem Prof zu kommen. All diese Taktiken beherrscht Typ 3 perfekt, denn er wusste schon zu Schulzeiten, wie man seine Ausgangslage für anstehende Prüfungen unterschwellig verbessern kann.   

 

Those 5 Student Types

 

Typ 4: Der Alte
Jeder Studiengang weist seine eigene demographische Struktur auf, aber trotzdem haben die Studenten meist eine Gemeinsamkeit: sie sind jung, d.h. zwischen 20 und 30 Jahre alt. Doch inmitten all dieser sich zwischen infantil und erwachsen bewegenden Individuen taucht auch mit regelmäßiger Beständigkeit er auf. Er, der wie eine wachende, väterliche Instanz über allen anderen steht: Der Alte. In den Vorlesungen fällt er durch seinen schneeweißen Haaransatz und einen beneidenswert akkuraten Bart in derselben Farbe auf. Der Geruch von Tabac-After Shave liegt in der Luft und du kannst dir sicher sein, dass er jede Vorlesung im Semester sauber mitgeschrieben hat. In der Prüfungsphase wird er optimal vorbereitet sein und deine monatelang erlernte 2,7 wie einen Totalausfall erscheinen lassen - also frag ihn besser nicht, wie die Klausur lief. Doch übel nehmen kann man ihm das alles nicht, denn er ist nicht nur schlau, sondern dabei auch noch irre sympathisch.  

Typ 5: Der normale, coole Dude, mit dem man auch privat abhängen kann
Das rarste Exemplar am Uni-Campus - triffst du einen, halte ihn fest und lass ihn nicht wieder gehen. In der Schule warst du ständig von ihnen umgeben: Normale Leute, die aus dem gleichen Einzugsgebiet wie du kamen und mit denen du dieselben Interessen teiltest. Mit der Immatrikulation ändert sich diese behagliche Gruppen-Atmosphäre grundlegend. Während in den Jahren der Klassengemeinschaft Picaldi-Hosen und Bushido angesagt waren, musst du dich nun mit Nischen-Bands und abgepackten Ananasstücken auseinandersetzen. Die Übereinstimmung der Hobbys geht logischerweise weit auseinander, aber das ist auch absolut gut und richtig so. Jedoch ist es manchmal zur Abwechslung auch angenehm, auf Menschen mit ähnlichen Vorlieben zu treffen, um an einer ganz anderen Gesprächsbasis jenseits von "Hast du den Text gelesen?" anzusetzen. Eines ist sicher: Diese „normale“ Person existiert und sitzt in irgendeinem Seminar - meist in der vorletzten Reihe. Also Augen auf und Kontakt knüpfen!

Julian S., 22 , Student der Germaniaanse Linguistik und Deutschen Literatur, Berlin

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