Ich studiere derzeit an der Chung-Ang-University. Chung-Chang was? Noch nie gehört?
Das liegt möglicherweise daran, dass sich meine Uni in Seoul, Südkorea befindet, wo ich gerade ein Auslandssemester mache. Um gleich die mir mit Abstand am häufigsten gestellte Frage („Warum denn bloß nach Südkorea ??") vorwegzunehmen: Für mich war immer schon klar, dass ich innerhalb meines Studiums unbedingt einmal ins Ausland gehen wollte. Europe war mir einfach zu nah dran an zu Hause. Wenn ich weg bin, dann schon richtig. Ursprünglich wollte ich nach Mexiko, meine Spanischkenntnisse reichten dafür aber nicht aus und so entschied ich dann schließlich aus Mangel an Alternativen und aufgrund der Empfehlung eines Freundes, der sein Auslandssemester auch hier absolviert hatte, für Seoul.
Von Seoul wusste ich vor meiner Ankunft so gut wie gar nichts, außer natürlich, dass es die Hauptstadt von Südkorea ist und mit einer Einwohnerzahl von mehr as 10 Mio. auf Platz 11 der größten Städte der Welt liegt. In Asien war ich vorher noch nie, aber mein besagter Freund hatte mir versichert, dass Seoul perfekt für Asien-Einsteiger ist, da der amerikanische Einfluss noch sehr stark ist und der Kulturschock sich aus diesem Grund in Grenzen hält. Das kann ich nur bestätigen! Seoul ist großartig und voller Gegensätze. Es ist immer was los, man kann rund um die Uhr einkaufen gehen, ganz viel neue, verrückte Sachen erleben, aber auch mitten in der Stadt wandern gehen, Tempelanlagen besuchen oder in einem riesigen Vergnügungspark Spaß haben.
Aber zurück zum Thema, ich schreibe hier ja nicht, um von Seoul zu schwärmen, sondern um von meiner (neuen) Uni zu berichten (wie ihr gleich feststellen werdet, wird es trotzdem auf Schwärmen hinauslaufen). 21.000 Studenten studieren an der Chung-Ang University, weit mehr, als ich es von meiner Uni daheim gewohnt bin. Mein Leben spielt sich hier, im Gegensatz zu daheim, zum Großteil auf dem Campus ab, da den internationalen Studenten ein Platz im Studentenwohnheim (jedoch im Doppelzimmer nach amerikanischem Vorbild) garantiert wird, das sich ebenfalls mit auf dem Unigelände befindet. Eine ganz neue und wunderbare Erfahrung für mich, da ich in Berlin fast eine Stunde mit der S-Bahn brauche, um zur Uni zu kommen. Hier stehe ich morgens auf, mache mich fertig, esse Frühstück in der Mensa, welches im Preis für das Wohnheim enthalten ist, und flitze ein paar 100 Meter zu meinem Vorlesungssaal. All das in maximal einer Stunde. So viel Lebenszeit, die ich da spare. Und was fast noch besser ist, zwischen den Vorlesungen kann ich problemlos einen Mittagsschlaf machen, in das zum Wohnheim gehörende Gym gehen oder die Zeit anderweitig sinnvoll nutzen.
Mit der Entscheidung in einer so fremden und weit entfernten Stadt wie Seoul zu studieren, erwartete ich vor allem für den Anfang viele Schwierigkeiten. Wie sich herausstellte, waren alle meine Befürchtungen mehr als unbegründet. Im Gegenteil: Der Start in unser „neues Leben“ wurde uns hier so einfach wie nur irgendwie möglich gestaltet und noch immer bewundere ich die hervorragende Organisation der Universität in allem, was mit uns Austauschstudenten zu tun hat.
Das fing schon damit an, dass die Austauschstudenten im 2-Stunden Takt vom Flughafen abgeholt und zum Wohnheim gebracht wurden. Es wurden viele sehr hilfreiche Infoveranstaltungen organisiert und immer wieder werden wir zu Events eingeladen, die uns die „Korean Culture“ näher bringen. Für Ausflüge zu einem Baseballspiel der Doosan Bears oder Chicken&Beer-Parties mussten wir nicht einmal etwas bezahlen. Sehr hilfreich sind auch die sogenannten GLAMs (Global Ambassadors), die uns hier als Buddys zur Seite stehen und in allen Fragen oder Schwierigkeiten sehr engagiert unterstützen.
Aber natürlich spielt sich gerade in einer Stadt wie Seoul das Leben auch viel außerhalb des Campus ab. Die Freizeit ist prall gefüllt mit Power-Sightseeing ohne Ende, Tempelbesuchen, wunderschönen Wandermöglichkeiten in der näheren Umgebung, einem kleinen Urlaub auf Jeju-Island (dem „Hawaii Südkoreas“), Shoppen bis zum Umfallen und natürlich dem legendären Nachtleben. In Seoul gibt es nichts, was es nicht gibt und ich fürchte, dass die vier Monate, die ich hier bin, lange nicht ausreichen werden, um all das, was Seoul zu bieten hat, auch nur im Ansatz zu entdecken.
Denn neben all den spannenden Ecken dieser Stadt muss ich ja leider auch noch ein bisschen studieren. Die koreanischen Studenten legen da ganz schön vor. Bereits nach dem ersten Tag, an dem eigentlich nur Einführungsveranstaltungen stattfanden, saßen die ersten schon in der Bibliothek und haben angefangen, die neu ausgeliehenen Bücher zu lesen. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Stoff so wahnsinnig schwer ist, die Koreaner haben einfach einen sehr starken Konkurrenzdruck, der sich dann in einem (wie drücke ich das jetzt am besten positiv aus?) „sehr ehrgeizigen Lernverhalten“ widerspiegelt.
Abschließend bleibt mir jetzt, falls das nicht schon vorher deutlich wurde, nur noch einmal zu betonen, dass ich mit meinem Entschluss nach Seoul zu gehen, absolut zufrieden bin und es jederzeit wieder so machen würde. Seoul eine wunderschöne Stadt, die für jeden Geschmack etwas zu bieten hat und nie langweilig wird. Die Universität ist sehr organisiert, jeder Student ist engagiert und setzt sich sehr für die Uni ein, was zu einem starken Gemeinschaftsgefühl führt. Und auch ich fühle mich der CAU nach einem Monat schon emotional viel mehr verbunden, wie das vermutlich je bei meiner Uni daheim der Fall gewesen ist.
Celina G., age 22, Studentin der Wirtschaftskommunikation, Berlin / Seoul
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