Viele Studenten haben Zweifel, ob sie den richtigen Studiengang gewählt haben. Die Unzufriedenheit kann unterschiedliche Ursachen haben: Überforderung, Leistungsprobleme, fehlende Motivation oder Schwierigkeiten mit der Finanzierung. Wir zeigen dir, wie du die Gründe deiner Unzufriedenheit bemerken kannst und wann ein Studiengangwechsel sinnvoll ist.
Fast die Hälfte der deutschen Studenten hat schon mal über einen Studienabbruch nachgedacht. Das ergab eine Umfrage unter 500 Hochschülern verschiedener Fachrichtungen, durchgeführt vom Marktforschungsunternehmen Toluna. Die Zahl der Studierenden ist in Deutschland so hoch wie nie. Aber rund ein Drittel von ihnen verlässt die Hochschule ohne Abschluss. Bevor du dein Studium vorschnell abbrichst, solltest du die Gründe deiner Unzufriedenheit erkennen. Laut einer bundesweiten Umfrage unter Exmatrikulierten durch das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung führten insbesondere drei Gründe zum Abbruch:
1. Leistungsprobleme
Mehr als 30 Prozent der Studienabbrecher nannten Leistungsprobleme als Grund ihrer Exmatrikulation. 20 Prozent fühlten sich nicht in der Lage, den Stoff zu bewältigen, fanden die Anforderungen und den Leistungsdruck zu hoch. Schon der Einstieg ins Studium fällt einigen schwer: 11 Prozent gaben das Nichtbestehen von Prüfungen als maßgeblichen Abbruchgrund an. Mandana Biegi, Leiterin der Zentralen Studienberatung der RWTH Aachen, sieht falsche Erwartungen der Studierenden als häufige Quelle der Unzufriedenheit: "Sie kommen mit dem Stoff nicht klar, die Noten sind nicht mehr so gut wie in der Schule, sie verstehen vieles nicht." Dann müsse man schauen, ob das Fach wirklich nicht zum Studenten passt oder ob generelle Anpassungsschwierigkeiten bestehen.
2. Finanzielle Probleme
19 Prozent der befragten Studienabbrecher gaben an, dass ihre finanzielle Situation zum Studienabbruch geführt hat. Häufig kann eine ausgedehnte Erwerbstätigkeit nicht mit dem hohen Arbeitspensum im Studium vereinbart werden. Bei einem abgelehnten BAföG-Antrag müssen andere Wege der Finanzierung gefunden werden. Auch Eltern sind in vielen Fällen mit der Studienfinanzierung ihrer Kinder überfordert und können sie nicht langfristig unterstützen. Fehlt die nächste Monatsmiete, wird das Lernen oft zweitrangig.
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3. Motivationsprobleme
Für 18 Prozent der Exmatrikulierten galt fehlende Motivation als Hauptgrund ihres Abbruchs. Sie konnten sich nicht mit dem Fach oder den beruflichen Perspektiven identifizieren. Dadurch kann die Lernmotivation ausbleiben. Erfolgt die Immatrikulation mit falschen Vorstellungen und Erwartungen, kann sich schnell Unzufriedenheit mit der Studienwahl einstellen. Um Motivationsmangel zu vermeiden, wählst du am besten von Anfang an den Studiengang, der wirklich zu deiner Persönlichkeit und deinen Lebenszielen passt.
Fachhochschule oder Universität?
Viele Studierende sind sich zu Beginn ihrer Hochschullaufbahn nicht bewusst, worin der Unterschied zwischen den beiden Hochschulformen besteht. Zwar nähern sich Universität und Fachhochschule zunehmend an, dennoch lassen sich noch ein paar einschlägige Unterschiede hinsichtlich der Studieninhalte, Einstiegschancen sowie der langfristigen Zufriedenheit und Sicherheit im Job feststellen. Generell ist der deutlichste Unterschied zwischen beiden Hochschulformen die Praxisnähe: Während an einer Universität für gewöhnlich sehr theoriebasiert geforscht wird, zeichnen sich Fachhochschulen durch Praxisnähe und entsprechend anwendungsorientierte Studieninhalte aus. Auch bei der Entscheidung zwischen Universität und Fachhochschule sollte also die Persönlichkeit des angehenden Studierenden miteinbezogen werden.
Was solltest du tun, wenn du mit deinem Studium unzufrieden bist?
Die meisten Studienabbrecher verlassen die Hochschule in den ersten zwei Semestern. Schon innerhalb des ersten Studienjahres kristallisieren sich häufig die Gründe für den zukünftigen Abbruch heraus. Trotzdem solltest du dich nicht vorschnell exmatrikulieren. Im Studium beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Die Anpassung an den vielen Stoff und die neuen Lernanforderungen dauert ein paar Semester. Bleibt die Unzufriedenheit bestehen, kann Selbstreflexion helfen, Probleme im Studium zu ergründen.
Wenn du allerdings gar keinen Bezug zum gewählten Fachbereich findest, die Themen uninteressant erscheinen und du dir nicht vorstellen kannst, dich die nächsten drei Jahre mit dem Stoff zu beschäftigen, solltest du über einen Wechsel nachdenken. Möglicherweise hast du die Studienfachwahl unter dem Druck deiner Eltern getroffen oder hattest nur dein zukünftiges Gehalt im Blick. Deine individuellen Talente und Fähigkeiten sind dabei vielleicht zu kurz gekommen. Bei der Neuorientierung sollten insbesondere die eigenen Interessen, Fähigkeiten, Motive und Stärken berücksichtigt werden. Professionelle Studienberatungen, die objektive Persönlichkeitsanalysen durchführen, können dich bei deiner Entscheidung hilfreich unterstützen. So erkennst du, welche Studiengänge für dich infrage kommen und welche weniger gut zu dir passen.
Zweifelst du trotzdem noch an deiner Entscheidung, kannst du einen Praxischeck vor Ort durchführen: Besuche die Hochschulen und einzelne Vorlesungen oder treffe dich mit eingeschriebenen Studierenden. Fest steht: Wer eine intensive Vorbereitung und sich im Vorfeld mit den Inhalten vertraut macht, zweifelt im Nachhinein seltener an seiner Studienwahl.
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