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Ein Auslandssemester in Spanien ist vielversprechend, man kann wertvolle Erfahrungen sammeln und macht sich außerdem noch gut im Lebenslauf. In Spanien zu studieren hört sich erstmal aufregend an, nach einer sorgenfreien Zeit mit ausgelassener Partylaune, brennender Sonne und viel Siesta. Was du vor deiner Anreise in dieses Land aber auch unbedingt beachten solltest, erfährst du jetzt. 

Spanien ist nicht gleich Spanien

Mallorca landscape

Tatsächlich wird das Land von 6 verschiedenen Klimazonen geprägt, die Temperaturen können also dementsprechend je nach Region und Jahreszeit schwanken. Während die südöstliche Küste das ganze Jahr über stabile Temperaturen und rund 3000 Sonnenstunden verspricht, muss man im Landesinneren, sowie im Norden des Landes mit kalten Wintern und einer Regenwahrscheinlichkeit rechnen, die man vielleicht in Hamburg oder London, bestimmt aber nicht in Spanien erwartet. Ähnliche nationale Unterschiede gibt es in der Zubereitung einer traditionellen Paella oder der linguistischen Aussprache. So stammt die Paella ursprünglich aus Valencia und wird dort mit Fleisch, Gemüse und Meeresfrüchten zubereitet, trotzdem bieten Restaurants in der Regel mindestens 3 verschiedene Paellas an. Zwar wird in den meisten Regionen Castellano gesprochen, die Aussprache der Anwohner kann aber durch Dialekte und Einflüsse älterer, regionaler Sprachen (wie Katalan oder Valencianisch) geprägt sein und daher für den Laien ungewöhnlich klingen. Informiere dich also gut, in welche Region du deinen vorübergehenden Studiumsalltag verlegst -  oder du gehst wortwörtlich baden.

Zurück in die Klassenräume!

Mit Beginn deines Studiums dachtest du vielleicht du lässt die Schulzeit nun endlich hinter dir. Nie wieder Gruppenarbeiten, Vokabeltests und Anwesenheitspflicht. Im Hörsaal erscheinen wann und wie du willst. Am Tag vor der Klausur anfangen zu lernen. Dem ein oder anderen mag diese Illusion schon während der ersten Semester an seiner deutschen Universität geraubt worden sein. Wer sich dafür entscheidet, in Spanien zu studieren, der muss spätestens jetzt zurück in die Klassenräume.

In Spanien ist das Universitätssystem nämlich weitaus schulischer geprägt als bei uns. Hier wird im Klassenverband unterrichtet, nur die Professoren wechseln jedes Jahr. Dementsprechend herrscht zwar noch keine strenge Anwesenheitspflicht, wer jedoch die wöchentlichen Zwischentests verpasst oder wessen Name allzu oft auf der Klassenliste (ja, so etwas gibt es tatsächlich!) fehlt, der wird den Kurs nicht bestehen.

Das hört sich zunächst ziemlich hart und unattraktiv an, hat aber auch so seine Vorzüge. Die zahlreichen Gruppenarbeiten und Tests während des Semesters sind mit ein bisschen Hausarbeit relativ einfach zu bewerkstelligen. Da sich die kleinen Einzelnoten somit über einen längeren Zeitraum addieren, können in vielen Fällen schon vor der Abschlussprüfung genügend Punkte gesammelt werden, um zu bestehen. Der große Druck am Ende des Semesters fällt also weg und als deutscher Student fragt man sich fast: Und das war’s schon?

Mañana, Mañana

Auch wenn das Universitätssystem auf den ersten Blick relativ streng und diszipliniert erscheint, nimmt man es in Spanien mit vielem nicht ganz so genau. Besonders, wenn es um Abgabetermine und Stundenpläne geht, erlaubt die spanische Gelassenheit einem so einige Freiräume. Das Motto „was du heute kannst besorgen, das verschiebe stets auf morgen“ lässt sich hier mit einem Wort ausdrücken: Mañana. Morgen. Was sehr angenehm sein kann, wenn man aufgrund der ganzen Feierei den Abgabetermin der nächsten Hausarbeit verpasst hat, kann einen bei der Vereinbarung von Wohnungsbesichtigungen oder einem Gang zu öffentlichen Behörden zur Verzweiflung treiben. „Ich würde gerne ein Bankkonto eröffnen, ist das möglich?“ Natürlich, aber kommen Sie doch morgen wieder, ich mache in zwei Stunden Feierabend!

Spanish, please.

Es ist kein großes Geheimnis, dass manche Spanier nicht allzu gerne English sprechen. Das Ausmaß der Verweigerung der Weltsprache hat mich dann aber im Endeffekt doch überrascht. Selbst die meisten spanischen Professoren sprechen nur sehr bedingt (und schon gar nicht gerne) Englisch.

Im Gastronomiebereich hat sich die englische Sprache in den letzten Jahren wohl schon deutlich mehr verbreitet, allerdings blieb den meisten Betrieben aufgrund der sturen Touristen auch keine andere Wahl. Ein authentisch lokales Restaurant erkennst du also zu hundert Prozent daran, dass es 1. Kein englischsprachiges Personal gibt und 2. Es gar kein oder zumindest kein englisches Menü gibt. Ja, es ist auch durchaus möglich, dass es gar kein Menü gibt. Ich gebe zu, am Anfang hat mich das stark überfordert, denn auf die Frage nach der Karte antworten die Kellner nicht selten: „Ich sage Ihnen einfach, was wir haben!“ Und dann wird der Gast mit einem (natürlich spanischen) Redeschwall überfallen, von dem selbst mit ausreichenden Spanischkenntnissen mit Glück das erste und das letzte Gericht hängen bleiben. Wer nicht allzu wählerisch bezüglich der Zutaten ist, dem kann ich aber versichern, dass er kein Hunger leiden wird. Fragt man nach der Hausspezialität und dem Hauswein, kann man in der Regel gar nicht enttäuscht werden! 

Wenn die Nacht zum Tag wird.

Friends celebrating together at the beach

Hier bestätigt sich das Vorurteil, dass ein Auslandssemester in Spanien nicht mehr als eine einzige Party ist. Obwohl das nicht ganz fair ist. Natürlich ist es viel viel mehr, aber die Party gehört eben auch dazu. Das Schöne ist, dass nach einer durchfeierten Nacht plötzlich so vieles einen Sinn ergibt: Die Mañana-Mentalität, die 3-stündige Siesta der Geschäfte am Nachmittag, das späte Abendessen… sogar die Reibeisenstimme der Spanier. Denn die Nacht in Spanien beginnt nicht bis Mitternacht und endet nicht bis zum Morgengrauen. Wenn die Hitze des Tages so langsam nachlässt, erwachen die Geister und sie geben in der Regel erst Ruh, wenn die letzten Clubs schließen und die Strandpolizei die Strände zu patrouillieren beginnt. Um mit der beneidenswerten Motivation und Energie der Spanier zum Feiern mithalten will, der wird seine Siesta und auch den Nachtsnack wirklich brauchen. Und erkennen, wie befreiend es sein kann, die eine oder andere Pflicht auf Mañana verschieben zu können.

Am Ende kann ich den Ruf Spaniens als tollen Ort für ein Auslandssemester ohne Zweifel bestätigen. Dich erwarten nicht nur lange, milde Nächte voller Tänze und guter Laune, sondern auch eine Vielfalt kultureller Events, Festzüge und unschlagbarer spanischer Küche. Die Spanier sind trotz ihrer zum Teil lauten und direkten Art unglaublich liebenswürdig und wissen, wie sich das Leben genießen lässt.

 


Informationen zur Autorin:

Mädchen am Strand

Nellie W. von  http://snellmedia.com/blog

23 Jahre, Freiberufliche Bloggerin & Virtuelle Assistentin,

Bachelor of Arts in Kultur & Tourismus

 

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